Teil 4: Adi fährt und das ganze Dorf fiebert mit

Adi Stadler wurde 1987 Europameister - Heute kaum noch auf dem Motorrad

 

von Christa Auer

 

Der Motorradrennfahrer Adi Stadler ließ vor gut 30 Jahren die Rennsportbegeisterung in und

um Obing wieder so richtig aufleben. Mit seinen Erfolgen begeisterte Stadler, der an 115

WM-Läufen teilnahm und 1987 Europameister in der 125cc Klasse und 1993 Deutscher

Meister in der 250cc Klasse wurde, das ganze Dorf. Nicht nur ausgesprochene Motorsport-

freunde zählten von 1982 bis 1995 zu den zahlreichen Fans des schnellen Obingers. Stadler

schrieb die Erfolgsgeschichte der Obinger Rennfahrer von Karl Freilinger über Franz Wimmer

bis hin zu Fredl und Sepp Huber weiter und begeisterte nachhaltig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Empfang des Europameisters Adi Stadler 1987: Die Motorradfahrergemeinschaft Obing

nahm Adi Stadler in Frabertsham in Empfang ind brachte Ihn mit einer Eskorte zum Rathaus.

 

 

Junge heimische Fahrer wie Markus Ober, Markus Huber oder aktuell Markus Reiterberger

folgten seinem Vorbild und hielten die erfolgreiche Obinger Rennfahrertradition aufrecht. Doch

was macht Adi Stadler heute? Schnell steht fest, dass  sein Name nach wie vor fest mit dem

Motorradrennsport verknüpft ist. Seine Begeisterung für Zweiräder brennt nach wie vor und

daran hat sich auch nach dem Karriereende 1995 nichts geändert. Als technischer Berater ist

er für die Honda-Racing Corporation im GP-Sport tätig und auf den Rennstrecken der Welt

zuhause. Er kennt den Rennzirkus aus dem Effeff und ist mit seiner langjährigen Erfahrung und

seinem technisches Know How als Bindeglied zwischen dem Werk und dem Team gefragt.

Zudem ist er als Ratgeber und Förderer von Nachwuchsfahrern hoch geschätzt.

 

Ab 1996 betreute Stadler Reinhard Stolz bei DM- und EM Läufen bis zu dessen Deutschen

Meistertitel 1998. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei HRC  traf er Alberto Puigt und betreute

dessen Nachwuchs-Team mit Dani Pedrosa, Joan Olive und Toni Elias bis zu Pedrosas WM-Titel

2003 in der 125 ccm Klasse. Gleichzeitig reifte die Idee, in Deutschland ein Nachwuchsprojekt

nach spanischem Vorbild zu etablieren und Stadler schaffte es, Mechaniker-Guru Sepp Schlögl

sowie Honda Deutschland und den ADAC für dieses ambitionierte Projekt  zu begeistern.

„2002 startete diese Serie unter dem Titel „RedBull Rookies Cup to Moto GP“.

 

Parallel lief es für Stadler auch bei HRC sportlich rund. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte

gewann Honda mit Dani Pedrosa, Andrea Dovizioso und Thomas Lüthi dreimal hintereinander

den WM-Titel in der 125cc Klasse.

 

Auch sonst spannt Stadler so manche Fäden und mischte bei Nachwuchsfahrern wie Marcel

Schrötter und Michael Ecklmaier erfolgreich mit. „Die jungen Fahrer können jede Unterstützung

brauchen, denn der Rennsport hat sich, wie auch in anderen Bereichen des Spitzensports, zu

einem regelrechten Haifischbecken entwickelt“, sagt Stadler. Seit seiner aktiven Zeit hat sich

vieles verändert. Das Einstiegsalter ist  niedriger  und der Rennbetrieb findet, in der Regel  von

Anfang an, in einem professionellen Umfeld  mit hohem finanziellem Aufwand statt.

 

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Nüburgring ohne große Vorbereitung

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1982 war das noch anders. Aus Spaß an der Freud hat Stadler gemeinsam mit seinem Freund

Otto Maier beschlossen, in der Nachwuchsserie „Hercules  Sachs Cup“ zu starten. Ohne große

Vorbereitung bestritt er damals sein erstes Rennen am Nürburgring und schnell war klar, dass

das kein einmaliges Erlebnis bleiben sollte. Als gelernter Kfz-Mechaniker, hat er mit Freunden

fleißig an seinen Motorrädern geschraubt und die Abstimmung zwischen Fahrer und Motorrad

hat dann wohl auch gepasst, denn die ersten Erfolge stellten sich schnell ein.

 

1984 feierte Stadler bereits seinen Deutschen Juniorenmeistertitel in der 125cc Klasse und

auch in den folgenden Jahren fuhr er zahleiche Siege ein. Nebenbei organisierte Stadler seinen

Rennalltag, schraubte an der Maschine und war auf der Suche nach Sponsoren, um die

Finanzierung der Rennsaison auf die Beine zu stellen. Tatkräftig unterstützt wurde er  dabei von

Helmut Bartlweber, dem damaligen Vorsitzenden der Motorradfahrergemeinschaft Obing sowie

von  Horst Helmig und vielen Freunden und Gönnern aus der Region. Der Rückhalt aus dem

Dorf sei einzigartig gewesen, erzählt Stadler.

 

Im Rückblick ist er auch ein bisschen stolz darauf, dass er in Obing eine solche Begeisterung

hervorgerufen hat. Nach dem Europameistertitel 1987 folgte der Aufstieg in die Weltmeister-

schaft und die Obinger Fans waren wieder bei zahlreichen Rennen dabei, um „ihren Adi“ anzu-

feuern. Natürlich gab es auch brenzlige Situationen, wie beispielsweise einen schweren Sturz in

Schweden im selben Jahr. Von größeren Verletzungen blieb der Obinger jedoch verschont.

 

Als absolute Highlights seiner Karriere nennt Stadler den dritten Platz beim WM-Lauf 1990 in

Assen (Niederlande) und den Empfang nach dem Europameistertitel. Damals hatten ihn viele

rennsportbegeisterte Fans in Frabertsham empfangen und mit einer Motorrad-Eskorte zum

Obinger Rathaus begleitet.

 

„Der Rennsport hat mein Leben sehr bereichert“, sagt Adi Stadler. Neben den sportlichen

Erfolgen, hat er in seiner Laufbahn auch viele interessante Menschen kennengelernt. Einige

Freundschaften, wie die zu  Toni Mang, dem großen Vorbild aus Jugendzeiten, haben heute

noch Bestand. Nur aufs Motorrad setzt Adi Stadler sich kaum noch. “Höchstens mal für eine

Kaffeefahrt“ auf einem Oldtimer seines Vaters, aber meist fehlt dazu die Zeit. In der knappen

Freizeit  steht heute seine Familie im Vordergrund und schließlich betreibt er ja auch noch eine

Auto-Waschanlage im Ort.